Netzwerken – das löst bei vielen Überforderung, Nervosität und manchmal auch unangenehmere Gefühle aus. Doch was ist Netzwerken eigentlich genau? 

Netzwerken bezeichnet den zielgerichteten Aufbau und die Pflege von Kontakten, von denen man selbst in irgendeiner Art und Weise profitieren möchte. Und für viele liegt genau da der Grund allen „Übels“: Kontakte alleine deswegen aufzubauen, weil man (früher oder später) etwas von der Person haben möchte.

Wie bei vielen Dingen spielt hier die innere Haltung eine immens wichtige Rolle. Denn wenn wir ehrlich mit uns selbst sind, brauchen wir Unterstützung. Jede und jeder von uns. Das kann ein Kontakt sein, der uns eine berufliche Tür öffnet, den richtigen Ansprechpartner vermittelt, Wissen weitergibt, das wir für ein Problem dringend brauchen, Kooperationen, die eine Win-Win-Situation darstellen – die Liste ließe sich beliebig fortführen. Dabei hilft es auch, sich vor Augen zu halten, dass Netzwerken keine Einbahnstraße ist: Die Person, die uns vielleicht dabei hilft, den eigenen Onlinekurs bekannter zu machen, braucht eventuell demnächst Hilfe bei der Pressearbeit für ihr neuestes Produkt. Es ist ein Geben und Nehmen (und das ist auch gut so!).

Solopreneure: Gemeinsam statt einsam

Dennoch: Netzwerken scheint vielerorts regelrecht verpönt zu sein. So kommt gar eine Studie zu dem Ergebnis, dass das zielgerichtete Kreieren sozialer Verbindungen, um berufliche Ziele zu erreichen, dazu führt, dass sich Menschen dabei schmutzig fühlen. Das wird einigen von uns bekannt vorkommen: Gerade Solopreneure neigen dazu, Alleinkämpfer zu sein und alles alleine stemmen zu wollen. Jemand, der sein Geschäft aus eigener Kraft aufgebaut hat, stolpert erst einmal über die Idee, sich gezielt Unterstützung zu holen. Doch es muss nicht immer gekämpft werden – es geht auch anders. Nur: wie kann es trotz innerer Hürden und moralischer Bedenken funktionieren?

Zuerst einmal ist da das Mindset, an dem es ein wenig zu schrauben gilt. Menschen brauchen soziale Kontakte. Sie brauchen gegenseitige Hilfe und den Austausch mit anderen Menschen. Das sind menschliche Grundbedürfnisse. Auch tut es gut, den Fokus darauf zu richten, dass man mit gezieltem Netzwerken in langfristige Beziehungen investiert. Das tut gut, gibt Kraft und Sinn. Mit einem guten Netzwerk geht das Business meist einfacher. Und schneller. Für beide Seiten. Wer eine innere (oft unbewusste) Haltung hat, die besagt, dass „es schwer sein muss, nicht einfach sein darf“, der wird es nicht nur beim Netzwerken schwer haben. Es ist die innere Attitüde, die das Netzwerken zu einer wirkungsvollen Sache macht und auch machen darf.

Wieso macht strategisches Netzwerken im Business so erfolgreich?

Eine Studie aus dem Jahr 2017 zeigt: Französische Weinbauerinnen – eine Minderheit unter Weinbauern – konnten systematisch höhere Preise verlangen als ihre männlichen Kollegen. Warum? Die Studie fand heraus, dass es an der starken Vernetzung der Anbauerinnen untereinander lag. Sie glichen die vermeintlich schwächere Stellung als Minderheit durch ihre Beziehungen untereinander aus. 

Hier sei auch die Theorie der „Strength of Weak Ties“ genannt. Diese besagt, dass schwache Verbindungen – das sind solche, die nicht im direkten Familien- oder Freundeskreis liegen – dennoch sehr wertvoll sind, da sie neue Möglichkeiten, Zugänge und Perspektiven bieten. Im Familien- und Freundeskreis sind die Parallelen und Ähnlichkeiten mit dem Individuum so hoch, dass keine neuen Erkenntnisse oder neuen Kontakte gewonnen werden können. Der Bäcker um die Ecke, bei dem man jeden Morgen seinen Cappuccino holt, sollte also nicht unterschätzt werden – vielleicht kennt er genau den Webdesigner, der genau das macht, was man unbedingt braucht.

Eine weitere Studie über den Erfolg von Frauen in Führungspositionen zeigt, dass „Frauen 2,5 Mal erfolgreicher sind, wenn sie nicht nur zu den wichtigsten, aktivsten und prominentesten Akteuren in einem Netzwerk gehören – sondern vor allem dann, wenn sie einen Inner Circle von weiblichen Kontakten im beruflichen Kontext haben“.

Beide Studienbeispiele zeigen: Aus der Gemeinschaft mit anderen wächst Kraft, Einfluss und Erfolg.

Und auch wenn das Thema Status oft ein unpopuläres ist – in beruflichen Kreisen entscheidet dieser oft über Erfolg und offene Türen. Fakt: Wer sich mit Expertinnen zeigt und mit diesen kooperiert, erhöht automatisch seinen Status.

Das kann auch unser Beirats-Mitglied Tanja Lenke bestätigen:

Sobald ich anfing, mich mit anderen erfolgreichen Unternehmerinnen öffentlich zu vernetzen, wurde ich sofort selber mehr als Expertin wahrgenommen!

Tanja Lenke

Gründerin von shepreneur

Wie geht smartes und sinnvolles Netzwerken?

Zuerst gilt es, sich über die eigenen Ziele klar zu werden. Was möchtest Du mithilfe von Networking erreichen? Bist Du auf der Suche nach einem neuen Job? Neuen Auftraggebern? Vielleicht brauchst Du eine größere Reichweite, möchtest Deinen Umsatz verdoppeln oder brauchst emotionale Unterstützung.

Stehen die Ziele erst einmal fest, fällt es leichter, dahingehende Kontakte zu knüpfen. Wer etwa eine größere Reichweite aufbauen möchte, kann sich als Gastautorin auf diversen Plattformen betätigen oder sich bei einem passenden Podcast-Host als Interviewpartnerin bewerben. Braucht es emotionale Unterstützung, kann eine gezielte Suche nach Coaches oder Fragen nach Empfehlungen helfen. Braucht es mehr Umsatz, kann man innerhalb seines Netzwerk nach Affiliate-Partnern suchen. 

Und bei allem gilt: Es lässt sich mit Spaß und Leichtigkeit netzwerken. Klingt unglaublich, aber es geht. Für den Aufbau und die Pflege von Kontakten empfiehlt sich folgende Herangehensweise:

  • Aufmerksamkeit schenken (z.B. auf Social Media folgen, kommentieren, liken)
  • Dankbarkeit ausdrücken (z.B. per Direktnachricht oder öffentlich in den Instagram-Stories)
  • Benötigte Ressource mit der Person teilen (vorher recherchieren, was die Person wirklich braucht; keine 0815-Behandlung)
  • Bei Bedarf: Personen miteinander vernetzen (falls gewünscht – vorab fragen)
  • Fragen stellen oder beantworten
  • Erfahrungen, Ideen, Feedback anbieten

Je nach Grad der Vertrautheit mit dem angestrebten Kontakt und der eigenen Persönlichkeit kann man die Herangehensweise anpassen und abändern.

Mit einen oder mehreren festen Zielen vor Augen, einer strategischen Herangehensweise und einem positiven Mindset lässt sich also ein stabiles, verlässliches und sinnvolles Netzwerk aufbauen. Netzwerke können uns bereichern. Nicht nur beruflich, sondern auch menschlich. Deswegen: nicht zögern, sondern gleich ausprobieren. 

Happy Networking! 

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