Einmal pro Quartal lesen wir ein speziell für fortgeschrittene Unternehmerinnen geeignetes Buch und tauschen uns darüber aus. Diesmal den spannenden Ratgeber „Frag nicht wie – frag wer“ von Dan Sullivan. Dabei geht es darum, für jedes persönliche oder berufliche Ziel die richtigen Mitstreiter zu finden, um erfolgreicher zu sein. Das Buch erschien Juni 2021 im Redline Verlag.

Laut Sullivan brauchen Visionäre und Führungskräfte vor allem Zeit und Freiraum, um Möglichkeiten zu erkennen und noch größere Visionen erschaffen zu können. Mikromanaging und zu viele Entscheidungen lasten den Geist aus, es bleibt keine Kapazität mehr für Größeres vorhanden und die Entscheidungsqualität sinkt. Er stellt auch den „Impact Filter“ vor, mit dessen Hilfe man Klarheit über die eigene Vision bekommt, sich selbst davon überzeugt und so auch andere dafür begeistern kann.

Prokrastination zeige an, wo wir zu viel über das „Wie“ für eine Zielerreichung nachdenken und damit möglicherweise überfordert sind. Damit sinke unser Selbstvertrauen und die Motivation, unsere Ziele tatsächlich auch erreichen zu können. Stattdessen sei es laut Sullivan wirksamer, uns die Frage zu stellen „Wer kann mir dabei helfen?“ oder „Wer kann dieses Ziel für mich erreichen?“. Dabei erleichtern Beziehungen und ein passendes Netzwerk den Zugang zu Ressourcen wie Finanzen, Zeit, Expertise und Wissen. Mit Beziehungen steigt die Möglichkeit, Ergebnisse zu produzieren.

 

Team darf sich auch die Frage stellen: „Wer“?

Im Buch-Call haben wir uns über einige der Themen eingehender unterhalten. Etwa über die Empfehlung Sullivans, dass Führungskräfte auch ihre Teammitglieder dazu ermuntern sollen, sich die Frage nach dem „Wer?“ zu stellen, um eine geeignetere Lösung für alle zu finden.

In unserer Diskussion entstand dann vor allem die Frage: „Ist das in allen Teams denn möglich?“. Dazu müsse das Team groß genug und miteinander vernetzt sein, um Aufgaben untereinander tauschen oder anderweitig verteilen zu können. 

Zu der allgemeinen Herausforderung, qualifizierte Mitarbeiter überhaupt erst einmal zu finden, kommt dazu, dass man den Mitarbeitern genau die Aufgaben gibt, die ihnen Spaß machen. Man hat im Zuge des Wandels der Arbeitswelt, auch „New Work“ genannt, die Aufgabe und die Verantwortung, dass es Mitarbeitern in ihrer Rolle und in ihren Zuständigkeiten gut geht. Dabei ist es möglich, dass man einen Mitarbeiter für die Rolle A einstellt, aber sich mit der Zeit herausstellt, dass dieser viel geeigneter und glücklicher mit Aufgabe B ist. Das ist ein Entdeckungsprozess

 

Weiterentwicklungsfähigkeit des Teams

Sullivan spricht auch von der Transformationalen Führung: Die Führungskraft arbeitet klar eine Vision (das “Was”) heraus, stellt sie für alle Beteiligten (das “Wer”) in einen größeren Kontext und verleiht ihr eine Bedeutung (das “Warum”). Das “Wie” wird dann von den Beteiligten selbstverantwortlich übernommen. Die Führungskraft muss dann nur noch die Beteiligten während des Prozesses unterstützen und ermutigen. Dabei sollte man als Leader die volle Handlungsbefugnis übertragen, ins Vertrauen gehen und die Kontrolle abgeben.

Hier ist es laut Sullivan auch von Bedeutung, mit welchen Persönlichkeiten man es im Unternehmen zu tun hat. Menschen können in verschiedenen Entwicklungsstufen sein. Das „sozialisierte Selbst“ handelt aus Angst eher abhängig von anderen. Das „gestaltende Selbst“ besitzt eine größere Selbstwahrnehmung und handelt dadurch unabhängiger von anderen. Es verfügt über Ziele und einen Plan und nimmt das Leben eigenverantwortlich in die Hand. Eine Person im Stadium des „transformierenden Selbst“ handelt weniger individualistisch bzw. kompetitiv und richtet sich auf Beziehungen und Zusammenarbeit aus. Es geht ihr darum, Win-Win-Situationen herzustellen.

In unserem Buch-Call waren wir uns einig, dass es sehr wichtig ist, dass Mitarbeiter entwicklungsfähig sind. Man müsse ihnen eine gewisse Zeit geben, sich einzuarbeiten und zu entwickeln – aber dann auch eine Evaluation der Mitarbeit machen. Mit einer Person, die sich in der persönlichen Weiterentwicklung befinde und sich mit sich selbst auseinandersetze, sei eine Zusammenarbeit einfacher und effektiver. 

 

Die Freiheit des Ziels

Dan Sullivan behandelt auch die „Freiheit des Ziels“. Dieser Ansatz geht davon aus, andere Menschen so in die eigenen Projekte und Ziele zu integrieren, dass die Ergebnisse und Visionen auf eine viel höhere Ebene gebracht werden und sich über das ursprüngliche Konzept hinaus entwickeln. 

Beispielsweise könne man mit einer Idee rausgehen, die nur zu 50 Prozent fertiggestellt ist. Durch das Testen an einer Zielgruppe können die restlichen 50 Prozent vervollständigt werden. Eine weitere Empfehlung Sullivans besteht darin, eine unvollendete Arbeit (maximal 80 Prozent) zu teilen und im Team oder bei Sparringspartnern um Feedback zu bitten.

Dieses Konzept ist den JOINT FORCES Mitgliedern bekannt: Unperfekt rausgehen und mit Beta-Kunden perfektionieren. Sich auch zu fragen, an welchem Punkt man sich zu lange zurückhält und sich nicht traut, mit seiner Idee loszugehen. Es falle vor allem Unternehmerinnen, deren Business „ihr Baby“ ist, sehr schwer, loszulassen und die Kontrolle abzugeben. Aber die Vision könne durch die Zusammenarbeit mit anderen Menschen viel größer werden, als das, was man ursprünglich beabsichtigte.

 

Austausch im Club: Aktuelle Herausforderungen und Buchkritik

Zu den Herausforderungen, die unsere Mitglieder im Club momentan haben, gehören sowohl Mindset-Blocks als auch Projekte und Ziele. Von einer gewissen Panik und Überwältigung durch viele To Do’s zu althergebrachten Denkweisen wie „du musst alles selber können und herausfinden“ bis hin zu Zielen, bei denen man nicht weiß, wie man diese erreicht oder wie man die richtige Person dafür findet.

Durch das Buch von Dan Sullivan gab es gewisse AHA-Erlebnisse:

  • Personal nicht als Kosten ansehen, sondern als Investition in das eigene Business und in seine Vision.
  • Den Schalter im Kopf umlegen von „bloß nicht andere fragen“ zu „Wer kann das besser als ich? Wer kann mir dabei helfen?“
  • Noch mehr die Führungsrolle im Team übernehmen und eine gewisse Zeit fürs Einspielen geben.
  • Den im Buch enthaltenen „Impact Filter“ nutzen, um Klarheit über die eigenen Ziele zu haben.

Es gab allerdings auch Kritik an dem Buch. Über den eigentlich sehr wichtigen „Impact Filter“ hätten manchen Club-Mitglieder gerne mehr erfahren. Außerdem sei das Buch nicht immer differenziert, der Mehrwert fehle an einigen Stellen – was aber auch daran liegen könne, dass es zu den ausgesprochenen Zielen von Dan Sullivan gehört, eigene Coachings über das Buch zu verkaufen. 

Trotzdem halten wir es für einen sehr spannenden Ratgeber, der nochmal schön vor Augen führt, wie wichtig die Menschen sind, mit denen wir uns umgeben. Netzwerken ist und bleibt eines der wichtigsten und besten Erfolgsfaktoren – das bescheinigen uns die Erfolgreichsten dieser Welt. 

“Wenn Du schnell gehen willst, gehe alleine. Wenn Du weit kommen willst, gehe gemeinsam.”
Afrikanisches Sprichwort

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